Q & A - Nachhaltigkeit DIIY

Das Trikot und auch die Trainingsbekleidung kommen aus der Türkei. Daneben ist Portugal der zweite Hauptbeschaffungsmarkt, aus China kommen lediglich die Jacken.

In der Türkei gibt es hochqualifizierte Produktionsstätten, die genau auf diese Produkte spezialisiert sind und sie in hoher Qualität anbieten können. Die von uns benötigten Stoffe und Zutaten werden ebenfalls in der Region hergestellt. Die Produktionsstätten, in denen wir produzieren lassen, haben hohe Standards weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Sie bieten z.B. Trainings zur Gleichstellung der Frau für ihre Arbeiter*innen an, unterstützen lokale gemeinnützige Projekte und sind durch GOTS zertifiziert.

Wir haben eine langjährige und vertrauensvolle Beziehung zu der Lieferantin vor Ort; die Innovationsbereitschaft und das Commitment zur ökologischen Nachhaltigkeit, sozialen Verantwortung und Transparenz ist sehr hoch. Die Transportwege sind in Maßstäben der Textilproduktion kurz.

Wir wissen natürlich um die politische Lage in der Türkei, glauben aber fest daran, dass nicht alle Türk*innen Erdogan unterstützen - diese Leute brauchen unseren Support.

Bei Produkten wie Jacken, die viel Handarbeit erfordern, ist die Produktion in Fernost leider unumgänglich, wenn wir sie zu sozialverträglichen Preisen anbieten möchten. Eine Produktion in Europa würde sie schlicht für die meisten unserer Kund*innen unbezahlbar machen. Wir arbeiten auch in China mit Firmen, die nachweislich hohe ökologische und soziale Standards erfüllen.

Wir wollen wenige und dafür gute und langfristige Partnerschaften mit unseren Lieferant*innen haben, in denen wir uns zusammen entwickeln können - ökonomisch, ökologisch und sozial.

Bei der Aufnahme neuer Lieferant*innen prüfen wir neben Qualitätsstandards, Produktkompetenz und Preisniveau auch und vor allem ökologische und soziale Standards.
Diese Entscheidung treffen nicht wir, sondern unsere Partner*innen vor Ort, deren betreute Produktionsbetriebe ihr Betriebsgeheimnis darstellen. Wir sind selbst so oft wie möglich vor Ort und besuchen die verschiedenen Firmen. Deswegen wissen wir genau, woher unsere Produkte und Materialien kommen.
 
Die Überzeugung, dass durch eine komplette Offenlegung der Lieferanten und Produktionen kein Nachteil entsteht, setzt sich aber immer mehr durch. Daher glauben wir, mittelfristig auch unsere Partner*innen davon überzeugen und entsprechend umfassend transparent auch nach außen kommunizieren können.

Wir haben als FC St. Pauli Merchandising einen sehr strikten Social Code of Conduct (SCoC), der von der AG Nachhaltigkeit, in der neben Mitarbeiter*innen des Vereins auch engagierte Mitglieder*innen saßen, formuliert wurde.

Der SCoC muss von allen Partnern*innen unterschrieben werden und stellt ein bindendes Vertragswerk zu allen Liefervereinbarungen dar. Nicht nur wir prüfen unsere Partner*innen – auch wir lassen uns kontrollieren. Seit dem Frühjahr 2021 sind wir Mitglied bei einer der größten Initiativen in Sachen faire Produktion von Kleidung, der FAIR WEAR FOUNDATION.

Wir gehen davon aus, dass niemand perfekt ist, weder unsere Partner*innen noch wir, übernehmen aber die Verantwortung für eine möglichst faire Lieferkette, indem wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferant*innen etwaige Probleme aktiv angehen.

In unseren Produktionsstätten wird weit über Mindestlohn gezahlt. Allerdings ist das Ziel existenzsichernder Löhne bisher noch nicht erreicht. Die Umsetzung ist auch deswegen schwierig, da nie nur wir die Kund*innen eines Produktionsbetriebes sind, sondern viele andere Firmen und Marken dort ebenfalls produzieren lassen. Um die Zahlung von existenzsichernden Löhnen auf Dauer und für alle zu gewährleisten, prüfen wir verschiedene Multi-Stakeholder-Initiativen.

Um die Zahlung von existenzsichernden Löhnen auf Dauer und für alle zu gewährleisten, arbeiten wir im Rahmen der FAIR WEAR Mitgliedschaft mit Mitglieder*innen der FAIR WEAR Foundation zusammen.

Um funktionale Sportbekleidung herzustellen, benötigen wir hauptsächlich Polyester
und/oder Polyamid, das in der regulären Form aus Erdöl hergestellt wird und so schon im Rohstoff problematisch ist. Unsere strikte Vorgabe für alle synthetischen Materialien ist deshalb ein Mindestanteil von 50% recycelten Fasern; tatsächlich haben wir es bereits in der ersten Saison geschafft zu fast 100% recyceltes Polyester einzusetzen.

 

Wir entscheiden für jedes Produkt individuell, ob und falls ja welche Siegel oder Zertifikate sinnvoll sind. Grundsätzlich sind Siegel und damit die Kontrolle durch unabhängige Dritte dort sinnvoll, wo wir selbst diese nicht oder nur schwer leisten können, z.B. beim Chemikalienmanagement in der Produktion. Baumwollartikel sind zu 100% GOTS zertifiziert, die eingesetzten Polyestermaterialien zum überwiegenden Teil GRS zertifiziert.

Zertifizierungen von Produktionen sind häufig sehr aufwändig und kostenintensiv, und damit nicht für jeden Lieferanten umsetzbar oder sinnvoll. Auch nicht-zertifizierte Betriebe können einen hohen Umweltstandard haben und dies auf anderem Wege glaubwürdig nachweisen. Wir möchten hier nicht dogmatisch sein und geben unseren Partnern Zeit und bieten ihnen Unterstützung an, um diesen Weg der ständigen Verbesserung mit uns zu gehen.

Wir haben mit DIIY ein neues Projekt in zunächst mal überschaubarem Rahmen gestartet. Daher ist es uns möglich, kompromissloser unsere definierten Standards bei allen Produkten der Kollektion durchzusetzen. Bei DIIY gibt es ausschließlich Öko & Fair, es ist nicht nur ein Teil oder ein Leuchtturmprojekt neben anderen herkömmlich produzierten Waren.

Die Materialien werden in den Ländern hergestellt, in denen auch die Produktionsstätten liegen. Rohstoffe müssen teilweise außerhalb dieser Länder auf dem Weltmarkt beschafft werden. Durch die GOTS- und GRS-Zertifikate können wir die Herkunft aber genau nachvollziehen.

Recyceltes Polyester ist genauso leistungsstark und funktional wie reguläres Polyester. Einige chemische funktionale Ausrüstungen, wie für schnellen Schweißtransport oder schnelles Trocknen, konnten wir bereits durch spezielle Garnkonstruktionen oder mechanische Ausrüstungen ersetzen. Wasserdichte und -abweisende Stoffe müssen nicht wie z.B. Goretex-Jacken Sondermüll sein, sondern können durch die Nutzung von Polyestermembranen und spezielle Imprägnierungen auf dem gleichen Niveau deutlich ökologischer hergestellt werden.

Unisex heißt bei uns zunächst einmal, dass wir unsere Produkte nicht in „Mann“ oder „Frau“ kategorisieren, weil wir keiner Person vorschreiben wollen, welche Kleidung sie aufgrund ihres Geschlechts tragen soll. Auch wollen wir keine Personen ausschließen, die sich als non-binär definieren und althergebrachten sozialen Geschlechterkategorien nicht entsprechen (wollen). Körper sind unglaublich unterschiedlich und divers, ein Bekleidungsstück wird nie allen Menschen passen, wir können nur versuchen, möglichst nah heranzukommen und möglichst viele Personen mit abzudecken. Durch den sehr breiten Größenlauf von XS bis 3XL (teilweise bis 5XL) versuchen wir, möglichst viele verschiedene Menschen zu bedienen.

Wir bieten das neue Trikot in den beiden Varianten gerade oder tailliert an. Jede und jeder kann selbst entscheiden, welcher Schnitt der individuell passende ist.

Ja, neben der Aufgabe, mit dieser Kollektion unsere Sportler*innen auszustatten, wollen und müssen wir damit auch Geld verdienen, um einen größeren Ausstattervertrag mit weniger Kontrolle über ökologische und soziale Standards ersetzen zu können. Mit dem Trikot auch finanzielle Erlöse für den FC St. Pauli erzielen zu wollen, ist nicht verwerflich. Die Hauptaufgabe des Merchandisings ist die finanzielle Unterstützung des Vereins und diese braucht es in Zeiten wie diesen umso dringender.

In diesem Szenario versuchen wir, den besten, ökologischsten und fairsten Weg zu finden und so wenig Umweltverschmutzung, Klimaschädlichkeit und Ausbeutung von Menschen zu verursachen wie nur irgendwie möglich.